Nancy Marschall setzt Mobile Jugendarbeit fort

Nancy Marschall

Gretchenfrage: Was macht das Landleben für die Jugend lebenswert?

Eilenburg. Das Projekt der Mobilen Jugendarbeit im Bereich der Gemeinden Laußig und Doberschütz wurde im letzten Jahr von Franka Martin in Gang gebracht. Da diese sich bald in der Elternzeit befindet, suchte das Diakonische Werk Delitzsch/Eilenburg eine fachgerechte Vertretung. Seit 1. Januar 2019 ist Nancy Marschall im “Namen der Jugend” in den Landgemeinden unterwegs. “Mein Ziel in den letzten Wochen war es”, so erzählte Nancy Marschall, “mich in den beiden Gemeinden und in den Lebenswelten von Jugendlichen bekannt zu machen”. So kam sie mit denjenigen ins Gespräch, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben und natürlich mit der Zielgruppe selbst. Dieser Prozess, so schätzt sie ein, ist noch nicht abgeschlossen und wird wohl noch einige Monate brauchen. Als erstes ist sie bei den beiden Bürgermeistern – Lothar Schneider (Laußig) und Roland Märtz (Doberschütz) – vorstellig geworden. Nancy Marschall: “Zum Teil habe ich jetzt schon erste Kontakte zu Jugendclubs, nehme deren Themen wahr und schaue, wie ich unterstützend wirken kann.”

Ein begonnenes Projekt von Franka Martin wird sie weiter fortführen. Diese hatte letzten Herbst mit Mädchen im Alter von 10-12 Jahren Räume für einen neuen Treffpunkt in Laußig gestaltet. Diesen Treff hatte sie nun für ein paar Tage in den Winterferien geöffnet. Ziel ist es hier nun Kontinuität zu erreichen und den Club weiter zu öffnen – ihn perspektivische in die Teilselbstverwaltung überzuführen und noch notwendige bauliche Maßnahmen umzusetzen. Weiterhin steht Nancy Marschall im Kontakt zu anderen Fachkräften, nutzt hier die vorhandenen Netzwerke für ihre Arbeit. Dies dient zum einen zum fachlichen Austausch, Planung und Unterstützung von gemeinsamen Projekten sowie Begleitung von Jugendlichen in momentanen Lebenssituationen.

Die Lage der Jugend in den Landgemeinden ist nicht Ohne. Das ist kein lokales Phänomen, sondern ein Deutschlandweites. Überall ist der Tenor unisono: Die Jugendclubs stehen zum Teil vor einem Generationswechsel oder sogar vor der Schließung, weil sich manche Jugendliche nicht an die von der Gemeinde aufgestellten Regeln halten. Hinzu kommt eine mangelnde Mobilität. Die neue junge Generation hat zudem spezielle Wünsche an ihre Clubs, wobei WLAN vor Ort eine primäre und entscheidende Rolle spielt. Die Vorstellung der älteren Generation, was in einem Jugendclub so abgehen sollten, triftet von denen der jungen Generation ab. Und – last but not least – gibt es in manchen Orten einfach zu wenig Jugendliche.

Nach knapp 60 Tagen im Amt hat Nancy Marschall zwar noch kein Allheilmittel im Sinne der Problemlage gefunden, aber eine Vision: “Jugend kann man nicht losgelöst von anderen Themen betrachten. Jugend soll sich daher in seinem Lebensumfeld wohl fühlen, sie soll sich frei entfalten können und gleichzeitig in die Rahmenbedingungen von Gesellschaft eingeführt werden. Das kann zum Widerspruch führen, kann jedoch als Chance erkannt werden, damit sich die Gesellschaft weiterentwickelt. Während der Lehrjahre geht dem Dorf in der Regel die Jugend verloren. Studienplätze findet man selten auf dem Land, auch für bestimmte Ausbildungsberufe verlässt man sein Dorf. Was braucht es, damit sie nach den Lehrjahren gern wieder zurück kommt? Was macht das Landleben lebenswert? Hier will ich ansetzen, zuhören, begleiten, Brücken bauen!”

Kontakt:

Nancy Marschall Mobile Jugendarbeit • Gemeinden Laußig/Doberschütz

Büro Laußig: Leipziger Str. 23, 04838 Laußig, Gemeindeverwaltung

Büro Eilenburg: Nikolaiplatz 3, 04838 Eilenburg, Mehrgenerationenhaus Arche
Mobil: 01511 6350634
E-Mail: mobile.jugendarbeit@diakonie-delitzsch.de

Text: Andreas Bechert
Foto: Stephanie Bechert