Vorstellung des Diakoniepfarrers

Pfarrer Stephan Pecusa

Das Diakonische Werk Delitzsch/Eilenburg ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und hat neue Aufgabenfelder und damit auch viele neue Mitarbeitende gewonnen. Über 500 Hauptamtliche und viele Ehrenamtliche leisten inzwischen ihren überaus wichtigen Dienst am Menschen unter dem Leitbild des christlichen Glaubens. So kommt nun die Idee zum Tragen, wie in ähnlich großen Einrichtungen der Diakonie für die Begleitung der Mitarbeitenden und des Dienstes eine Pfarrstelle einzurichten.

Am 1. Januar soll es losgehen, eine halbe Stelle, das sind ca. 22 Stunden pro Woche.

Für die beginnende gemeinsame Zeit will ich mich Ihnen vorstellen:

1965 wurde ich in Halle an der Saale geboren. Die Wege, die ich damals zum Kindergarten rannte, laufe ich heute gemächlicher mit den Enkeln im Kinderwagen oder auf der Schulter entlang. Mein großes Hobby war viele Jahre die Chemie, über dem Kachelofen trockneten regelmäßig Zündschnüre, sehr zur Freude meiner Mutter. So lernte ich nach dem Abitur in Buna den Beruf des Chemiefacharbeiters, mit viel Eifer, aber auch Bestürzung über die Zerstörung in Luft und Wasser, die wir dort anrichteten. Nach vielen Wirren in der Kindheit fand ich zu einer Jungen Gemeinde der Evangelischen Kirche und darüber zum Glauben, der mir Halt wurde, Weitblick eröffnete und ganz neue Sprachfähigkeit verlieh. Mit 18 Jahren ließ ich mich taufen, brach meine „Chemie-Karriere“ ab und arbeitete als Praktikant und Hausmeister in einer Kirchengemeinde. Ich sammelte begierig Lebensgeschichten vieler Menschen, was mir heute noch ein Geschenk meines Berufes ist. Nach dem Studium der Theologie bekam ich meine erste Pfarrstelle in mehreren Dörfern der Elsteraue vor Halle. 13 Jahre konnte ich dort wirken, zerfallene Kirchen aufbauen, totgeglaubten Gemeinden wieder ins Leben zurückhelfen. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen war ein Schwerpunkt, verbunden mit ganz viel Musik, immer die Gitarre unterm Arm. Dazu die Trauerarbeit, auf dem Friedhof, in den Nach-Wende-Wehen mit den vielen Enttäuschten und Vergessenen, im Krankenhaus, im Jugendgefängnis oder auch in kurzen Gesprächen an der Bushaltestelle. Die heilende, therapeutische Wirkung des Christus, die vielen Lebenshilfen in Gesprächen durch gute Worte und noch mehr durch offene Ohren eröffneten mir und meiner Arbeit ganz neue Wege. Ich ging noch einmal zur Schule und bildete mich weiter in klinischer Seelsorge, erlangte Abschlüsse als Trauertherapeut und als Supervisor und Coach. 2006 wechselte ich als Pfarrer nach Delitzsch mit den wundervollen Kirchen und dem riesigen Gemeindehaus, das so viel abwechslungsreiche Arbeit ermöglicht. Hier wuchs mir der Hospizdienst zu mit seinen überaus engagierten haupt- und ehrenamtlichen Aktiven in der Sterbe- und Trauerbegleitung. Seit 10 Jahre übernehme ich die Ausbildungen des Dienstes mit viel Elan und ebenso viel Ehrfurcht vor den Trauer- und Krisenerfahrungen der Beteiligten.

Eine Aufgabe meines Dienstes verstehe ich in der Verbindung der vielen Schätze, die in uns Menschen verborgen sind und ans Licht wollen mit dem Segen unseres Gottes. Himmel und Erde vereint! Ich liebe die Vielfalt meines Berufes: lesen, reden, schweigen, spielen, musizieren, schauspielern, bauen, weinen, lachen, beten, hilflos sein, Lösungen finden, malen, wandern, reisen, taufen, trauen, beerdigen, trösten, helfen und vor allem zuhören. Das alles im steten Wechsel. Ich habe viel von der Diakonie erlebt in den vergangenen 17 Jahren. Die kleine Diakonie, wenn Nachbarn einander besuchen und Einsame mit selbstgebackenem Kuchen überraschen. Und die große Diakonie: in den Pflegeheim-Gottesdiensten, im Singen mit der Tagespflege, in den Andachten der Kindergärten, als Schaf in der Stadtkirche, sogar eine Feder durfte ich schon spielen, was bei meinem Gewicht schon große Zumutung war. Wir sind zusammen zum Grab gegangen, waren gemeinsam sprachlos, wenn ein vertrauter Mensch uns plötzlich verließ, haben gefeiert und in die Zukunft geträumt. Und das meiste hat sich zwischendurch ereignet, einfach so, weil wir da waren und Gott mit uns.

Und nun bin ich gespannt auf meine neue Aufgabe. Und auf Sie!!! Vieles wird sich erst mit der Zeit entwickeln müssen. Ich bringe viel Erfahrung und manche Idee mit und warte genauso darauf, dass Sie mich ansprechen und einladen und meine Dienste in Anspruch nehmen.

Und wenn ich nicht gerade arbeite, lebe ich mit meiner Ehefrau im Gemeindehaus in Delitzsch, probiere vielleicht gerade ein paar neue Lieder aus, sitze mit Freunden über guten alten Brettspielen bei einem Gläschen Wein oder liege mit den Enkeln um die Autorennbahn auf der Erde und lasse mich gelassen überrunden.

Am Sonntag, den 22.01.2023, 10.00 Uhr, werde ich im Gottesdienst in der Hospitalkirche in das neue Amt eingeführt und zum Dienst gesegnet. Dazu gibt es einen kleinen Empfang. Seien Sie alle herzlich geladen und willkommen.

Ihr Pfarrer Stephan Pecusa