In Eilenburg heißt es Reparier-Bar und in Bad Düben Selbsthilfe-Zweiradwerkstatt. Während in der Kurstadt alte Drahtesel und bald auch Mopeds wieder flott gemacht werden, kann man in Eilenburg neben kaputten Drahteseln defekte Computer, Handys und Elektrogeräte mitbringen.

Quelle: LVZ | 23.06.2025 | Text + Fotos: Steffen Brost
Premiere im Hinterhof
Eilenburg. Die kleine Reparaturwerkstatt ist ein Projekt der Kirchgemeinde und des Diakonischen Werkes Delitzsch-Eilenburg. Diese Woche hatte sie das erste Mal geöffnet. Das Werkzeug, das angeschafft wurde, glänzt noch nigelnagelneu. Doch Abdullah aus Afghanistan hat schon viel Spaß beim Herumschrauben. Vor neun Jahren kam der 21-Jährige aus Afghanistan mit seinen Eltern an die Mulde. Mittlerweile spricht der junge Mann nahezu perfekt Deutsch und macht gerade eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. „Das ist hier echt cool und macht mir viel Spaß. Ich schraube nicht nur gerne an Autos, sondern auch an Fahrrädern und an anderen elektrischen Sachen“, erzählt der junge Mann.

In seiner Freizeit kommt er gerne in die Eilenburger Arche und bastelt an alten Fahrrädern.
Ehrenamtliche Helfer unterstützten Projekt
Unterstützung bekommt man in der Reparier-Bar von Torsten und Yvonne Pötzsch. Torsten ist gelernter Elektriker und weiß, woran er baut. „Ich habe da immer einen Blick drauf. Schließlich muss man schon etwas Ahnung haben, wenn man beispielsweise einen kaputten Staubsauger, Mixer oder ein Handy zerlegt und ihn dann aber auch wieder zusammenbauen möchte“, so der 50-Jährige.
Aktuell einmal pro Quartal öffnet die Selbsthilfewerkstatt ihre Türen. Dann wird im Hof gemeinsam auf Fehlersuche gegangen und die Reparatur durchgeführt. „Wir helfen auch mal, wenn beispielsweise ein Reißverschluss klemmt. Wir kriegen auch das wieder hin“, so Pötzsch weiter.
Reparier-Bar sucht Räder und Ersatzteile
In den kommenden Wochen will man Kontakte zu regionalen Fahrradgeschäften aufnehmen, denn gerade bei den Drahteseln fehlt es noch an verschiedenen Ersatzteilen. „Wir nehmen auch gebrauchte und kaputte Räder entgegen und machen sie wieder fit. Die gehen nach der Durchsicht für einen schmalen Taler an Kinder, Jugendliche oder auch Erwachsene, die sich ein neues Fahrrad nicht leisten können“, erzählt Pötzsch weiter. Das nächste Mal öffnet die Reparier-Bar am 21. August um 17 Uhr am Nikolaiplatz 3 in Eilenburg.
In Bad Düben sollen bald auch Mopeds repariert werden
Eine kostenfreie Selbsthilfe-Zweiradwerkstatt gibt es in Bad Düben schon länger. Bis Anfang dieses Jahres wurde unter dem Dach der Arbeiterwohlfahrt an Fahrrädern geschraubt. Zu Beginn dieses Jahres übernahm die Mobile Jugendarbeit Laußig, Doberschütz, Mockrehna und Bad Düben des Diakonischen Werkes Delitzsch-Eilenburg mit der Übernahme des Jugendhauses Poly das Projekt. „Wir laden alle jungen Menschen herzlich ein, an der kostenfreien Selbsthilfe-Zweiradwerkstatt teilzunehmen“, sagt Daniel Kampfmeier.

In der Kurstadt hat man sich auf Fahrräder und Roller spezialisiert. Bald sollen auch noch Mopeds dazukommen. Jede Woche steht Vasilii Atanov in der Werkstatt und schraubt mit Jugendlichen an defekten Rädern. Diese Woche hatte der Ehrenamtler Unterstützung von den beiden Teenagern Olaf und Rosi. „Wir sind oft hier. Da schrauben wir immer mal mit. Macht Spaß“, erzählte die Elfjährige.
Geschraubt wird auch hier kostenlos, aber eine Spende ist jederzeit willkommen. „Von dem Geld kaufen wir neues Werkzeug oder Ersatzteile. Natürlich freuen wir uns auch über Unterstützung von Fahrradhändlern, die sich von Ersatzteilen trennen“, sagte Kampfmeier.

Doch bald sollen auch Mopeds dazukommen.
Geschraubt wird jede Woche am Poly
Das Angebot findet jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr im Hof des Jugendhauses Poly im Windmühlenweg 16 statt. Doch bald sollen weitere Standorte der Selbsthilfewerkstatt dazukommen. So plant man unter anderem mobile Stationen am Bike-Park in der Durchwehnaer Straße in Bad Düben oder am Jugendbüro in Laußig.
„Unser Ziel ist es, jungen Menschen eine selbstbestimmte und nachhaltige Möglichkeit zu bieten, ihre Fahrräder in Schuss zu halten und gleichzeitig soziale Kompetenzen zu stärken“, erklärt Michael Marschall, Mitarbeiter im Team der Mobilen Jugendarbeit. „Die Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt ist eine offene, freundliche Umgebung, in der man voneinander lernen und gemeinsam aktiv sein kann.“